Was ist Bewegungsunschärfe
Die Bewegungsunschärfe bezeichnet den Grad der Darstellung von Bewegung innerhalb eines Bildes. Dieses ist abhängig von verschiedenen Faktoren.
Einer der wichtigsten Faktoren zur Steuerung der Bewegungsunschärfe ist die Belichtungszeit. Diese kann nicht nur beim Fotografieren eingestellt werden, sondern ist auch bei der Videoproduktion eine wichtige Einstellung zur Belichtung des Bildes und eben zur Darstellung der Bewegungsunschärfe.
Um den Einfluss der Belichtungszeit darzustellen, habe ich drei verschiedene Fotos gemacht, mit demselben Motiv, aber unterschiedlichen Belichtungszeiten. Meine Hand habe ich dabei immer ungefähr gleich bewegt.

1/10 Sekunde

1/100 Sekunde

1/1000 Sekunde
Je länger das Bild belichtet wird, umso mehr sieht man den Bewegungsablauf der Hand.
Bei der Fotografie wird die Belichtungszeit üblicherweise mit einer Zeitangabe festgelegt. Zum Beispiel: 1/100 Sekunde (eine hundertstel Sekunde).
Diese Zeitangabe kann man auch bei einer DSLR Kamera einstellen, aber ist bei der Videoproduktion eher unüblich. Deshalb kann man gerade bei neueren Kameras die Belichtungszeit mit der in der Branche üblichen „Grad“-Anzahl einstellen.
Shutter und Grad
Über den Shutter werden die sogenannten Grad eingestellt. Früher war der Shutter ein unverzichtbares Bauteil einer Filmkamera. Dieser war ein mechanisches Bauteil, welches sich zwischen Objektiv und Film befand. Er unterbrach den Lichteinfall, in dieser Zeit konnte die Filmrolle ein Bild weiter laufen und nach Öffnen des Shutters auf dem neuen Bild belichten.
Wikipediaeintrag zum Rotary Disc Shutter
Obwohl dieses Bauteil mit der Einführung der elektronischen Chips nicht mehr nötig ist, ist es trotzdem eine sehr sinnvolle und hilfreiche Art und Weise, die Belichtungszeit im Verhältnis zur Bildrate anzugeben.
In den angesprochenen historischen Kameras, die mit 24 Bildern pro Sekunde liefen, war es nötig, die Hälfte der Zeit zu belichten und die andere Hälfte der Zeit nicht zu belichten, um zum nächsten Bild überzugehen. Da der Shutter eine runde sich drehende Scheibe war und nur die Hälfte davon den Bildfluss unterbrach, sprach man von einem Shutter von 180°. Dies entspricht der Hälfte eines Kreises.
Anwendung der Bewegungsunschärfe in der Praxis
Wenn man jetzt beispielsweise mit – für Onlineanwendungen – üblichen 29,97 (30) Bildern pro Sekunde filmt und dabei den Shutter auf 180° stellt, dann wird die Hälfte der Zeit pro Bild belichtet. Das entspricht in diesem Fall einer Belichtungszeit von 1/60 Sekunde.
Diese Belichtungszeit und die daraus resultierende Bewegungsunschärfe ist in seiner Darstellung ähnlich dem menschlichen Sehen. Das wird vom Zuschauer als angenehm empfunden und ist daher empfehlenswert.
Wird der Shutter auf eine niedrigere Gradzahl gestellt, zum Beispiel 90°, so ist die Belichtungszeit kürzer. Bei den angesprochenen 30 Bildern pro Sekunde wäre das eine Belichtungszeit von 1/120. Die dadurch weniger angezeigte Bewegungsunschärfe erscheint dem Zuschauer unnatürlich abgehakt und ist deshalb nicht zu empfehlen.
Umgekehrt gilt für einen Shutter mit einer hohen Gradzahl, zum Beispiel 360°, dass die Belichtungszeit höher ist. Dadurch wirken Bewegungen aber unnatürlich schlierenartig. Auch das ist nicht empfehlenswert.