Filmen mit dem Smartphone

In diesem Artikel gebe ich dir einen Überblick zum Filmen mit dem Smartphone für deinen perfekten Start.

Ist das nicht schön? Die Kameras der Smartphones werden immer besser. Gleichzeitig gewöhnen sich Zuschauer und Kunden an den Look der Bilder aus dem Handy.

Versteht mich nicht falsch! Ich bin ein riesen Fan von geilen Kameras. Red, Alexa oder auch einer guten DSLM Systemkamera wie zum Beispiel meiner Panasonic Lumix GH5.

Aber etwas ist mehr in den Fokus gerückt in letzter Zeit nämlich der Inhalt der Videos.

Egal ob Mehrwert oder Unterhaltung – WAS zu sehen ist, ist wichtig. Nicht WIE es gefilmt wurde.

Smartphone zum Filmen

Dieser Ruck gefällt mir, da es meiner Art, Videos zu erstellen, von Anfang an entspricht. Ich war nie ein Fan von Pixelzählerei und Slider oder Gimbal um jeden Preis.

Wenn ich jetzt auch noch die Möglichkeit habe in meinem Storytelling auf Smartphonevideos ab und zu zurückzugreifen – wunderbar!

Ein paar Dinge gibt es aber zu beachten beim Filmen mit dem Smartphone. Sowohl technisch als auch bildgestalterisch. Ich kläre dich auf!

Welches Smartphone eignet sich?

Zum Filmen mit dem Smartphone muss es nicht immer das Neueste und Teuerste sein. Klar, es gibt Unterschiede. Und diese können auch immens sein.

Aber ich sag mal, wenn ein Handy Full HD ausspuckt und es im normalen Tageslicht nicht komplett verrauscht, dann kann man mit so einem Smartphone auch Videos produzieren.

>> Link: Smartphone Kameratest von Chip

Auch wenn es zugegebenermaßen durchaus etwas bescheuert aussehen mag, gilt: Je mehr Kameras auf der Rückseite des Smartphones, umso besser.

Kameras iPhone 11 Pro

Was steckt eigentlich dahinter?

Mit den Objektiven der Handykameras kann man nicht zoomen, wie es etwa bei Zoomobjektiven für Systemkameras möglich ist.

Die Lösung für dieses Problem sind fest verbaute Festbrennweiten. Also Objektive, die nicht zoomen können.

In meinem iPhone 11 Pro sind beispielsweise ein Superweitwinkel, ein Weitwinkel und ein Teleobjektiv verbaut.

Auf diese Art und Weise kann man immer die für die Situation angemessene Brennweite benutzen.

Grundeinstellungen

So, dann schauen wir uns mal die wichtigsten Grundeinstellungen zum Filmen mit dem Smartphone an.

Diese sind bei jedem Handy ungefähr gleich. Egal ob IOS oder Android.

Ich zeige dir das jetzt an meinem iPhone 11 Pro

Formate

iPhone Kamera Einstellung FormateZunächst gibt es hier die Auswahl der Formate.

Einmal „High Efficiency“ und einmal „Maximale Kompatibilität

Hier wählt man aus, in welchem Codec das Video aufgezeichnet wird.

Ein Videocodec kann zur Verkleinerung der Videodateien verwendet werden. Das nennt man Komprimierung. Bildinformationen werden hier zumeist nicht in einzelnen Vollbildern gespeichert, wie es bei All-Intra der Fall ist, sondern in einzelnen Vollbildern (genannt Intra-Frames) und Bewegungsinformationen, die von Bild zu Bild weitergegeben werden. Das nennt man dann Long GOP (Long Group of Pictures).

Ein typisches Beispiel wäre eine einfarbige Wand im Video. Diese wird bei dieser Technik nicht Bild für Bild gespeichert, das wäre ja Verschwendung an Speicherplatz, sondern einmal als Intra-Frame gespeichert und dann weitergereicht von Frame zu Frame mit den dazu gehörigen Bewegungsinformationen.

In diesen Videos erkläre ich diese Technik:

Mehr solcher Lernvideos findest du auf meinem YouTube-Kanal.

Diese Komprimierung gibt es verschiedenen Stärken. Grundsätzlich kann man sagen je komplizierter (und damit ausgetüftelter – also das ist was Gutes) ein Videocodec ist, umso kleiner wird die Datei – und jetzt kommt das aber – es wird mehr Rechenleistung des Computers in der Postproduktion benötigt.

Das kann unter Umständen auch moderne Rechner schnell an seine Grenzen bringen. Der Workflow wird nicht mehr flüssig, sondern abgehakt und mühsam.

Okay, jetzt bin ich etwas ausgeschweift, aber ich hoffe, du hast nun die Auswahl im Menü der Kamera im Smartphone verstanden und weist, welchen Codec du zum Filmen mit dem Smartphone verwenden solltest.

High Efficiency bedeutet mehr Komprimierung, weniger Speicherplatz, aber auch mehr Anforderung an den Rechner in der Postproduktion.

Maximale Kompatibilität bedeutet weniger Komprimierung, mehr Speicherplatz, aber auch weniger Anforderung an den Rechner in der Postproduktion.

Im Übrigen kann es auch sein, dass nicht jeder Computer die High Efficiency Videodateien lesen kann. Am besten einfach mal ausprobieren.

Es gibt übrigens einen hervorragenden Workflow, um dieses Problem zu umgehen. Nämlich das erstellen von Proxies.

Das bedeute, man erstellt kleinere Kopien der original Videodateien mit einem leicht zu errechneten Videocodec. Mit denen arbeitet man dann im Schnittprogramm und verbindet nach dem Zusammenschnitt die original Dateien wieder zurück.

Klingt ein bisschen kompliziert, ist es aber eigentlich gar nicht. In diesem Beitrag habe ich den Premiere Pro Proxy Workflow erklärt.

Mehr solcher Lernvideos findest du auf meinem YouTube-Kanal.

Auflösung

Mit der Auflösung ist die Bildgröße gemeint. Also die Anzahl der Pixel.

Beim Filmen mit dem Smartphone sollte mindestens in Full HD gefilmt werden. Das entspricht 1920 Pixel in der Breite und 1080 Pixel in der Höhe. Daher auch die Bezeichnung 1080p, wobei das p für Progressive steht. Das wiederum bedeutet, dass das Video mit Vollbildern anstatt mit Halbbildern aufgezeichnet wird. Mach dir keine Sorgen, wenn du mit deinem Handy filmst, dann sowieso immer mit Vollbildern.

Die meisten Smartphones können mittlerweile auch 4k Videos machen. Diese Videos haben dann viermal so viel Pixel wie bei Full HD.

Viele Nutzer haben schon Fernseher oder Computermonitore mit 4k Auflösung. Diese extrascharfen Bilder kommen bei diesen Nutzern gut an.

Wenn dann doch „nur“ in Full HD ausgespielt wird (was übrigens im Moment noch völlig in Ordnung ist), so lohnt es sich dennoch in 4k zu filmen, denn so kann man im Nachhinein im Schnittprogramm in das Video noch hineinzoomen. Das kann hier und da sehr hilfreich sein.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich empfehle immer die höchstmögliche Auflösung zu wählen.

Framerate

Beim iPhone stellt man mit der Auflösung auch gleich noch die fps ein. fps steht für Frames per Second. Also Bilder pro Sekunde.

Je höher diese Bildrate oder auf Englisch Framerate ist, desto mehr Bilder werden pro Sekunde gezeigt.

Ich empfehle beim Filmen mit dem Smartphone für Onlineanwendungen wie beispielsweise YouTube 30 bzw. 60 fps.

Slo-Mo

Höhere Bildraten können mit der Slo-Mo Zeitlupenfunktion gefilmt werden.

Aber Achtung: Mit mehr Bildern pro Sekunde wird die Zeit quasi gestreckt, mit ihr aber auch die Datenrate. Das bedeutet, dass im verlangsamten Video die Datenrate relativ klein wird und das merkt man dem Video qualitativ an.

Am besten einmal Ausprobieren, ob die Qualität bei höchster Framerate noch ausreicht oder ob man eventuell beim Filmen mit dem Smartphone lieber mit niedrigeren Bildwiederholungsraten filmen sollte.

Hochkant oder Querformat?

Gerade beim Filmen mit dem Smartphone stellt sich die Frage, ob man hochkant filmen soll oder im Querformat.

Als es neu aufkam mit seinem Handy zu filmen, war es — gerade unter den Filmmakern — verpönt, im Hochformat zu filmen.

Es wurde immer geraten: Haltet euer Handy quer!

Ich war ehrlich gesagt derselben Meinung. Denn ich war es einfach seit vielen Jahren gewöhnt, dass Videos im Querformat gefilmt werden.

Mittlerweile habe ich sehr viel für Social Media produziert. Anfangs habe ich mich dagegen ein bisschen gewehrt, aber ich habe schnell das Potenzial erkannt und es macht mir auch richtig Spaß.

Und wenn man für Social Media produziert, dann ist es in den seltensten Fällen ratsam, im Querformat zu filmen.

In den allermeisten Fällen halten die Nutzer ihr Handy hochkant und dann sind Videos im Hochkantformat einfach viel nutzerfreundlicher. Und darauf kommt es an!

Also gerade wenn du für Social Media produzieren möchtest, dann darfst du auch gerne deine Videos im Hochkantformat machen.

Bildgestaltung

Sowohl für das Filmen mit dem Smartphone als auch für alle Kameras im allgemeinen gibt es einige Regeln der Bildgestaltung, auf die man achten sollte.

Hierbei ist nichts in Stein gemeißelt. Regeln sind dazu da, um sie ab und zu auch mal zu brechen. Aber ich finde, davor sollte man diese Regeln auch kennen.

Fokus auf ein Element

Beim Filmen mit dem Smartphone solltest Du dich als Erstes entscheiden, was für ein Element du filmen möchtest und dich darauf dann konzentrieren.

Langsame Schwenks zum Beispiel über mehrer Elemente hintereinander führen zu Verwirrung beim Zuschauer und sind unklar in der Bildsprache.

Auch ist es ungeschickt, in mehreren Ebenen der Tiefe im Bildausschnitt verschiedene Elemente zu haben.

Zu viele Elemente im Bild

Lieber dann die Perspektive wechseln, damit das gewünschte Element für sich steht.

Element einzeln im Vordergrund

Ein Ändern der Brennweite auf das Teleobjektiv kann in so einem Fall hilfreich sein, da es den Hintergrund durch den schmäleren Blickwinkel verringert. Es ist einfach weniger im Hintergrund zu sehen und somit weniger Ablenkung vorhanden.

Das Ergebnis ist eine klarere Bildsprache.

Schwenks vermeiden

Ich bin der Meinung, dass man Schwenks beim Filmen mit dem Smartphone vermeiden bzw. überlegt einsetzen sollte.

Warum? Weil es nicht dem natürlichen Sehverhalten entspricht.

Jetzt denkst du vielleicht: Warum, ich kann doch meinen Kopf langsam von einer Seite zur anderen drehen!

Ja, das stimmt. Aber während sich dein Kopf langsam bewegt, tun es deine Augen nicht.

Die Augen springen nämlich vielmehr während der Kopfbewegung von einem Objekt zum nächsten.

Das kannst du ruhig mal ausprobieren: Nimm eine Kamera, filme deine Augen und bewege langsam den Kopf.

Das heißt, es entspricht dem natürlichen Sehen, sich auf ein Objekt zu konzentrieren. Somit spreche ich, wie beim vorangegangenen Ratschlag – dem Fokus auf ein Element – von einer klaren Bildsprache. Und ich denke, damit macht man sicher nichts verkehrt.

Wie kann man also jetzt Schwenks vermeiden? Am besten geht das mit dem verwenden von verschiedenen Brennweiten. Anstatt also eine Landschaft „abzuschwenken“, könntest du erst mit einer niedrigen Brennweite weitwinklig eine Totale filmen,

Weitwinklig gefilmte Landschaft

um dann im nächsten Schnitt näher an das gewünschte Element zu „springen“.

Landschaft Detail näher

Übrigens zähle ich das Verfolgen von sich bewegenden Objekten nicht zu den Schwenks. Durch die Bewegung der Kamera wird ja nur das Element fokussiert.

Jetzt ist es natürlich nicht immer sinnvoll und ratsam, das natürliche Sehen zu einem unwiderruflichen Gesetz zu machen. Vielmehr macht es doch Spaß, im Rahmen der künstlerischen Freiheit genau diese Regel zu brechen und beispielsweise bei einem Intro für einen Clip auf den Takt der Musik Schwenks zu benutzen.

Wie gesagt: Regeln sind zum Brechen da. Aber man sollte diese Regeln kennen.

Tiefe im Bild

Tiefe im Bild ist schöner als ein flaches Bild. Aber wie bekommst Du nun beim Filmen mit dem Smartphone Tiefe ins Bild? Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Ein bekannter Spruch lautet: Vordergrund macht Bild gesund.

Durch ein Objekt oder ein Teil eines Objektes im Vordergrund bekommt man im Bild sofort mindestens zwei Ebenen.

Der Vordergrund und der Hintergrund. Dadurch wirkt das Bild nicht mehr flach, sondern eben tief.

Vordergrund macht Bild gesund

Dieser Effekt kann noch verstärkt werden durch kleine Kamerabewegungen.

Ein sehr typischer Anfängerfehler beim Filmen mit dem Smartphone ist sich selber oder Leute, die interviewt werden, vor eine Wand zu stellen. Tiefe im Bild also gleich null!

Filmen mit dem Smartphone O-Ton vor einer Wand

Besser ist es, sich so positionieren, dass möglichst viel Raum hinter der Person ist.

Filmen mit dem Smartphone Interview mit Tiefe im Bild

Wenn dann noch eine Wand – oder was auch immer – perspektivisch schräg nach hinten zeigt, dann ist das Ziel erreicht und Tiefe im Bild.

Richtige Brennweiten

Wie vorhin schon einmal angesprochen, haben die meisten Smartphones mittlerweile mehrere Kameras mit unterschiedlichen Brennweiten.

Das ist schön, machen aber erst so richtig Sinn, wenn man sie richtig einsetzt.

Ein typischer Anfängerfehler ist beispielsweise, sich selber oder einen Interviewpartner mit dem Superweitwinkel zu filmen und dann, um ihn bildfüllend Filmen zu können, ganz nah rangehen.

Filmen mit dem Smartphone Weitwinkelverzerrung

Das ist nicht gut. Denn durch den weiten Blickwinkel wird das Bild verzerrt. Die Nase wird unnatürlich lang und das Gesicht ganz schmal.

Die Lösung ist einfach: Durch den Wechsel auf das Teleobjektiv kann die Kamera weiter entfernt werden und das Bild bekommt einen natürlichen, unverzerrten Blickwinkel.

Filmen mit dem Smartphone Teleobjektiv Portrait

Am besten, man geht einfach mal raus, filmt ein bisschen und probiert die verschiedenen Brennweiten durch und bekommt so ein Gefühl dafür, was die einzelnen Blickwinkel für einen Look erzeugen und wie man sie am sinnvollsten einsetzt.

Zusatzequipment für Smartphones

Es gibt viel zusätzliches Equipment für das Filmen mit dem Smartphone. Die Sinnvollsten und Nützlichsten zeige ich dir jetzt.

Handystativ

Ein Stativ für das Smartphone ist auf jeden Fall sehr sinnvoll, wenn man sich selber filmt.

Man kann den Kamerawinkel perfekt einstellen und sich dann vor die Kamera stellen.

Gleiches gilt, wenn man Interviews filmen möchte. Dann hat man die Hände frei und kann sich auf das Interview konzentrieren.

Auch für die beliebten Zeitraffer aufnahmen ist ein Stativ perfekt geeignet. Dann wird das fertige Video garantiert wackelfrei.

Gimbal

Viele neuere Smartphones sind mittlerweile ausgestattet mit einer internen Stabilisierung.

Das bedeutet, dass Verwackelungen digital in Echtzeit eliminiert werden.

Diese Technik hat allerdings seine Grenzen und um diese Grenzen zu überschreiten, gibt es die sogenannten Gimbals.

Das Handy montiert man sich in diese Halterung, diese gleicht Bewegungen aus und es entsteht ein sehr ruhiges und schönes Video.

Mikrofon

Wenn man Content erstellen möchte mit Interviews, oder man spricht selber vor der Kamera, dann ist sicherlich ein Ansteckmikrofon ein sehr wichtiges zusätzliches Equipment.

 

Das Mikrofon schließt man am Handy an und befestigt es an der Kleidung in der Nähe vom Mund. Dann ist die Stimme viel klarer und deutlicher.

Achte darauf, dass du für dein Handy das passende Mikrofon kaufst. Beispielsweise haben die neueren iPhones keinen Klinke-Stecker mehr. Dafür gibt es aber Adapter oder gleich Mikrofone mit passendem iPhone Anschluss.

In diesem Video lernst du alles über die verschiedenen Mikrofontypen und wann man welches Mikrofon am besten einsetzt.

Alternative zum Smartphone

Wer Filmlevel doch etwas höher ansetzten möchte, der ist mit einer DSLR Spiegelreflexkamera oder spiegellosen DSLM Systemkamera gut ausgestattet.

Ich selbe benutze seit einigen Jahren die DSLM Systemkamera Panasonic Lumix GH5 und kann diese sehr empfehlen.

In diesem Ratgeber habe ich die grundlegendsten Schritte zum Filmen mit einer DSLR oder DSLM zusammengefasst:

Fazit

Zusammenfassend kann ich sagen, dass es durchaus möglich ist, mit einem Smartphone professionelle Videos zu erstellen.

Wenn du die gerade besprochenen technischen und bildgestalterischen Grundlagen im Hinterkopf hast und dich auf das Wichtige – nämlich den Inhalt – der Videos konzentrierst, dann können tolle Filme entstehen.

Auch mit dem Smartphone!

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